Montag, 30. November 2015


Gutmensch

Ich bin ein "Gutmensch". Ja ich glaube an das Gute im Menschen. Wie könnte ich auch anders, schliesslich habe ich zwei Kinder. Würde ich nicht an das Gute im Menschen glauben hätte ich sie wohl besser nicht gezeugt. Denn ich würde nicht an eine lebenswerte Zukunft glauben und zudem müsste ich ja annehmen das meine Kinder ebenfalls nicht "gut" sind. Ja, wahrscheinlich bin ich da naiv - aber es ist mir lieber an das Gute zu glauben und daran zu glauben das wir eine gute Zukunft vor uns haben, als frustriert und verbittert und misstrauisch durch die Welt zu gehen. 

Sonntag, 29. November 2015

„Jetzt befinden wir uns in der angenehmen Phase, in der alle der Meinung sind, dass sich die jüngsten Schrecken nie wiederholen dürfen«, sagt er. »Aber eine solche Einigkeit ist gemeinhin kurzlebig. Wir sind wankelmütig, dumme Wesen mit schwacher Erinnerung und einem großen Drang zur Selbstzerstörung. Obwohl - wer weiß? Vielleicht ist das jetzt der entscheidende Moment, Katniss.«
»Inwiefern?«, frage ich.
»Vielleicht hat es diesmal Klick gemacht. Vielleicht werden wir Zeuge einer Evolution der Menschheit.“
(Die Tribute von Panem Bd 3).

Dienstag, 17. November 2015

Ein Gedanke zum 13. November 2015

Es ist doch sehr kurzsichtig wenn man die Flüchtlinge die seit einigen Wochen zu uns kommen, für die Anschläge vom Freitag verantwortlich macht. Man vergisst dabei, dass genau diese Flüchtlinge vor der ISIS fliehen und v.a. will die ISIS genau dies erreichen.
Leider ist es wie so oft; das Problem liegt tiefer verborgen und kann nicht mit Behauptungen und Hetze beantwortet werden. Wahrscheinlich gibt es, wie ebenfalls oft, keine einzig richtige Antwort weil viele verschiedene Aspekte dazu führen können dass ein junger Mensch sich einer fanatischen Gruppierung zugehörig fühlt und sich dieser unterordnet. Eine Antwort könnte Frust und Enttäuschung, Perspektivlosigkeit sein, die er in dem Land erlebt in der aufgewachsen ist, in das vielleicht seine Eltern geflohen sind - Frankreich, England, Belgien, Deutschland usw. . Also wäre der eigentliche Akt nicht direkt aus Hass auf unsere Lebensweise sondern aus Neid und Enttäuschung ausgeführt. (Gefühle welche sich dann natürlich wiederum als Hass äussern).
Dieses Gefühl, nicht Teil der Glücksverheissung zu sein, kennen viele Jugendliche in Europa. Hohe Arbeitslosigkeit und Ghettoisierung können ein Grund dafür sein.  

Zu dem Thema hab ich einige spannende Artikel gefunden:
Mit dem Bataclan haben die Terroristen des IS erstmals in Europa die Popkultur angegriffen. Doch warum hassen sie, was sie selber benutzen?

"Salafisten sind die besseren Sozialarbeiter" Die Sozialarbeit müsse viel mehr im Internet stattfinden. Dort nutzten ansonsten beispielsweise Salafisten die "Marktlücke".

Zum Schluss muss ich ein Zitat aus dem letzten Buch von Michel Houellebecq anfügen: 
"Wahrscheinlich ist es für Menschen, die in einem bestimmten sozialen System gelebt und es zu etwas gebracht haben, unmöglich, sich in die Perspektive solcher zu versetzen, die von diesem System nie etwas zu erwarten hatten und einigermassen unerschrocken auf seine Zerstörung hinarbeiten."

All dies passt nicht nur zur Radikalisierung Jugendlicher durch ISIS sondern ebenso zu anderen Gruppierung welche sich nun wieder zeigen. 

Donnerstag, 17. September 2015

Es gibt ja Leute die möchten die Entwicklungshilfe kürzen, nach wie vor Waffenexportieren, wundern sich dann über Flüchtlinge und halten Spendentage von der Glückskette für "Mitleidsmaschinerie"....wir machen es am besten einfach anders, helfen, spenden und ignorieren die Leute die so denken und v.a. wählen wir sie am 18. Oktober bitte auch nicht.

Dienstag, 11. August 2015

Fettnäpfchen 2.0 - Version 001

Jeder Tag bietet neue, grössere oder kleinere Internet Fettnäpfchen  - der heutige Dienstag war aus Schweizersicht besonders lukrativ.

Fettnäpfchen 1: Video von Nationalrat #Candidate Pieren Nadja. Stichwort: Zuwanderung begernzen. 
Vielleicht sollte es beherzen heissen. :-)

Fettnäpfchen 2: 

Internationales Fettnäpfchen:



Da ist es eine Freude von Evi Alleman den Namen Ihrer Tochter per Tweet mitgeteilt zu bekommen.
An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch. :-)

Dienstag, 19. Mai 2015

Worte sind nicht nötig.

"Papa wieso müssen wir sterben". Solche Fragen von einem 9 jährigen, sind schwer zu beantworten, was sag ich ihm? Sterben ist für ihn, uns nicht mehr sehen.
Er kann sich das Leben ohne seine Eltern oder ohne seine Schwester nicht vorstellen. Wie auch? Jeden Tag seines bisherigen Lebens hat er jemanden von uns gesehen. Ich sitze neben ihm und fühle die existentielle Tiefe dieser Fragen, ich fühle wie sehr sie in beschäftigt.
"Wieso sind wir auf der Welt?" - "Was ist der Sinn des Lebens?" - Fragen die ich für mich selber nicht abschliessend beantworten kann, wie soll ich da Antworten finden für meinen 9-jährigen Sohn, der seinen Platz sucht in dieser verrückten Welt.
Ich nehme ihn in den Arm, wir lassen die Tränen kullern, irgendwas liegt in der Luft. Ich bin so tief berührt von solchen Momenten. Und da weiss ich wieder wieso ich Vater geworden bin. Aber Ich bin nicht der Vater, der auf alles eine Antwort hat.
Weitere Worte sind nicht nötig.



Dienstag, 10. Februar 2015

Grenzdenken - Grenzen weg denken









Das erste Mal habe ich von Grenzdenken im Mai 2014 in Berlin gehört, kann sein dass es in der Bar vom Hotel Radisson Blu war unter dem riesigen Aquarium - auf alle Fälle würde es passen an so einem Ort über Grenzen und deren Sprengung zu sprechen.
Wichtig für Christoph ist es einen Veranstaltung zu gestalten bei der, nicht mit dem verklingen des letzten Vortrags die Inspiration und das darüber nachdenken aufhört. Vielmehr soll angeregt ein ganzes Wochenende mit einander diskutiert, die eigenen Grenzen aufgebrochen, hinterfragt und möglicherweise erweitert werden.
In einer Zeit wo wir Digital immerzu schwatzen (aber vielleicht nicht so oft diskutieren), in mehr oder längeren Sätzen und Kommentaren, wo oft ein Argument einfach dem anderen Gegenüber steht, wo ein „Gring“ manchmal knallhart auf einen anderen trifft - kann es bereichernd sein sich mit Ideen von anderen Menschen auseinanderzusetzen und nicht nur auf dem eigenen Standpunkt zu verharren.
Christoph und sein Team haben ein spannendes Programm zusammengestellt, mit Köpfen (Gringä) die schon allein durch ihre Person Grenzen testen (Valentin Landmann), Grenzen aufbrechen (Erich von Däniken) oder Grenzen täglich erleben (René Jaun) - um nur einige zu nennen.
Ich wünsche allen anregende Diskussionen und Grenzen einreissende Dialoge. 

Weitere Informationen finden Sie auf www.grenzdenken.ch

Disclaimer: Ich erhalte keinen Gratis-Eintritt oder sonst irgendwelche Zuwendungen für diesen Artikel. :-)


Sonntag, 8. Februar 2015

Der Blick zurück - kann ein Blick nach vorne sein - Woche 6 - 2015


Wieder eine Woche um. Diese Woche hatte uns der Winter voll im Griff. 


Absolutes Highlight - Schlittschuhlaufen mit 40 Kids von Sophias Schule - ein Wintersport denn ich eigentlich ganz gerne mache. :-) Die Kids haben mich erstaunt, war ein super Morgen. Einige die noch nicht gut Schittschuhlaufen konnten haben, richtig Gas gegeben und sind dran geblieben, bis sieh mehrere Runden ohne umzufallen hinbekommen haben - Respekt. 





Das Thema „Digitale Gesellschaft“ schwirrt in den letzten Tag immer wieder in meinem Kopf rum. 


Der Begriff „Digitale Gesellschaft“ hinterlässt den Eindruck diese „Digitale Gesellschaft“ sei irgendwie eine andere, getrennt von unserer „eigentlichen“ Gesellschaft. Das ist aber eine Illusion - die Digitale Gesellschaft ist unsere Gesellschaft. Es gibt nicht zwei verschiedene. Wir sind schon davon durchdrungen. Es wird nicht enden nur weil wir als Individuum dies vielleicht gerne hätte. Wir könne Einfluss nehmen wie wir selber damit umgehen, aber da draussen ist ein riesiger Wandel im Gange. 

Dazu passend der Artikel von Max Biederbeck auf wired.de
Das Leben in der digitalen Welt scheint seinen Zauber verloren zu haben. Stattdessen regieren Misstrauen und Angst. Das muss nicht sein, wir müssen nur unsere Einstellung rebooten.

zum Hirnen
Immer wieder Slavoj 
Die Welt ist sein Gehirn aus derbund.ch
Slavoj Žižek ist wie ein Spielautomat, bei dem man garantiert den Jackpot knackt. Man muss nur ein bisschen Spielgeld hineinwerfen, schon wird man unter einem gigantischen Haufen von Münzen begraben. In «Weniger als nichts» werden tote Fische, Hosni Mubarak, der Hollywoodfilm «Thelma & Louise», Heinrich von Kleist und Martin Heidegger, Papst Benedikt XVI., die Liebe, Fossilien, das gödelsche Theorem und sogar Boris Jelzin untersucht. Das Einzige, was all diese Phänomene (die surrealistische Aufzählung liesse sich ewig fortsetzen) verbindet, ist die Tatsache, dass es sie gibt. Für Žižek ist die Welt halt ein synaptischer Megazusammenhang, ein externes Gehirn, in dem alles mit allem verschaltet ist. Die Verbindungsleitungen sind schon da, es muss bloss irgendjemand den Strom einschalten.

zum drüber nachdenken:
"Skepsis in ihrer aufklärerischen Urform bedeutet deshalb immer auch, den eigenen Standpunkt in Frage zu stellen. Die Pseudoskepsis dagegen zweifelt an allem außer an sich selbst."


Gehört:



Gelesen:
Wieder Slavoj Žižek - Batman und die Politik
Ein tolles kurzes Buch über Revolutionen, Occupy Wallstreet, Politik, Gesellschaft, Liebe und Batman The Dark Knight Rises.

Gesehen:
Was für ein blasphemischer Titel - Klling Bono :-)
Unterhaltsamer Film rund um eine irischen Band und deren nicht Karriere im Schatten von U2 bzw. Bono. 

Ausserdem:





Donnerstag, 5. Februar 2015

"Es war die beste und die schlimmste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis: es war der Frühling der Hoffnung und der Winter der Verzweiflung; wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns; wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung – mit einem Wort, diese Zeit war der unsrigen so ähnlich, daß ihre geräuschvollsten Vertreter im guten wie im bösen nur den Superlativ auf sie angewendet wissen wollten." Charles Dickens

Sonntag, 1. Februar 2015

Der Blick zurück - kann ein Blick nach vorne sein - Woche 5 - 2015



Themen dieser Woche:

Facebook führt neue Nutzungsbedinungen ein, präsentiert gleichzeitig das beste Geschäftsergebnis und hat wieder mehr User als im Vorjahr. Vor allem im mobilen Bereich macht Facebook einen super Job, immer mehr wird mobile geteilt aber auch gelesen (Werbung). Facebook bleibt also das führende Social Network, daran werden auch die neuen Nutzungsbedingungen nichts ändern. Weil die einzige Möglichkeit diese nicht zu akzeptieren, ist Facebook nicht mehr zu nutzen (da wird sich auch mit einem Bild bei Facebook nichts ändern.)
Ein Netzwerk lebt dank seinen Nutzern und auch seinen Nutzerzahlen, je mehr bei der Party dabei sind umso spannender ist es und umso mehr kriegen wir mit von der menschlichen Vielfältigkeit oder Einfältigkeit. 
Auch ich nutze weiterhin Facebook, überdenke aber mein Verhalten u.a. mit dem Plugin Ghostery welches ich auf meinen Browsern installiert habe und womit ich wenigstens meine Spur zu Facebook auf allen nicht Facebookseiten verwischen kann. Facebook trackt nämlich nicht nur seine eigenen Seiten sondern jede Seite auf denen ein User vorbeischaut. (Übrigens nicht nur Facebook). 


Lustigerweise ist mir ein Thema anfangs Woche gleich an mehreren Orten begegnet - Kranktage - Abwesenheit bei der Arbeit oder in der Schule. Darf man in unserer Leistungsgesellschaft krank sein?
Angefangen beim Abbruch der Tagesschau am letzten Sonntag - und dem darauffolgenden Medienrummel der mindestens bis Mittwoch angehalten hat. Dann am Montag, habe ich in einem Artikel auf derbund.ch gelesen, das es bei einigen Arbeitgeber eine Karenzfrist gibt wenn man krank ist. Die ersten 1 -3 Tage gibt es keinen Lohn. Was bedeutet dass auch Arbeiter zur Arbeit erscheinen die eigentlich ins Bett gehören. Abgesehen von der Ansteckungsgefahr, ist es doch eine Zumutung für jeden Arbeiter der mit Fieber und Schwindel in den Zug steigen muss und dann mindestens 8 Std. am Arbeitsplatz seine Leistung erbringen sollte.
Auch in der Schule gibt es bereits die Tendenz, Kinder noch krank in die Schule zu schicken, weil sie sonst zuviel verpassen könnten, was v.a. ab der 5. Klasse angeblich zur Folge haben könnte dass ein Kind evtl. den Übertritt in die Sekundarschule nicht schafft, was natürlich Blödsinn ist. Aber allein die Tendenz ist meiner Meinung nach erschreckend.
Krank sein gehört (leider) zum Menschen, manchmal ist es auch ein Zeichen eben mal nichts zu machen sondern im Bett zu liegen, die Augen zu schliessen und durchzuatmen. 



Diese Woche - 

geschrieben:
Der Romand der Stunde - für die einen grossartig - für die anderen fürchterlich


gelesen:
Was machen wir eigentlich mit den Millionen von Arbeitskräften, die in Zukunft nicht mehr gebraucht werden?

Empörung ist das Gefühl, das im 21. Jahrhundert die steilste Karriere gemacht hat. 


gehört:



gesehen:
Befreit euch von der Last der Vergangenheit
Eva Mozes Kor ist eine der letzten Holocaustüberlebenden. Zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, warb sie für Vergebung statt Vergeltung. Die Vergebung wird also zum Blick nach vorne.

Ein Blick zurück auf das Schaffen von Friedrich Dürrenmatt
Ich finde er ist einer der meist unterschätzten Denker des letzten Jahrhunderts, umso wichtiger sich wiedermal anzuhören was er zu sagen hat. Der Blick zurück.......

Ausserdem:
Biken im Schnee

Schnee auf Wasser

Montag, 26. Januar 2015

Michel Houellebecq - Unterwerfung

Der Roman der Stunde – Houellebecq polarisiert - Für die einen grossartig – für die anderen fürchterlich.

Michel Houellebecq schreibt was er beobachtet, mischt seine Neurosen dazu und fürs Marketing bedient er sich an Skandalszenen. Eine Mischung die funktioniert, nicht zuletzt dank seinen gesellschaftlichen Beobachtungen die schmerzhaft aber im Wahrheitsgehalt hoch sind. Ein Konglomerat das mir gefällt und bereits in den Büchern "Ausweitung der Kampfzonen" und "Elementarteilchen" zum Tragen kommt. Letzteres übrigens finde ich immer noch eines der besten Bücher der letzten Jahrzehnte. Kaum ein anderer Autor schafft es, der Gesellschaft so direkt den Spiegel vorzuhalten wie Michel Houellebecq.

„Man wählte einen Mitte-links-Kandidaten, abhängig von seinem Charisma für die Dauer von einem oder zwei Mandaten…… Dann wurde das Volk dieses Kandidaten überdrüssig - …. - woraufhin die Wähler einen Mitte-rechts-Kandidaten an die Macht brachten,…"

Oder:

„Mir war aber bereits klar geworden, dass der sich seit Jahren verbreiternde, inzwischen bodenlose Graben zwischen dem Volk und jenen, die in seinem Namen sprachen - also Politkern und Journalisten -, notwendigerweise zu etwas Chaotischem, Gewalttätigem und Unvorhersehbarem führen musste"

Ein unterschwelliges Gefühl brodelt in unserer Gesellschaft und irgendwann entlädt sich dies. Ein solches spüre auch ich bei meinen Mitmenschen oder lese ich in Zeitungen, im Internet oder sehe ich im TV. Täglich gibt es Nachrichten über Menschen die auf die Strasse gehen und gegen etwas demonstrieren. Gegen eine diffuse Angst die nach Antworten sucht. Eine Angst die aber das leichteste Ziel auswählt, welches schwach ist aber dankbar zum Auf- und Angreifen.

Im Buch beobachtet und berichtet Francois über seine Mitmenschen. Er selber aber lebt einfach vor sich hin und schaut was sich so ergibt. Wenn man für ein ordentliches Leben mit sehr gutem Gehalt und mehreren Frauen zum Islam konvertieren muss, dann sei es so.

Der Mensch gibt sich offensichtlich seinem Schicksal hin mit dem Gefühl, dass er es selber gar nicht mehr lenken kann. Die Überforderung bedient sich dem Zynismus, denn schliesslich wird nicht mehr viel erwartet.
Natürlich bedient sich Houellebecq wiederum einigen Klischees - da ist die „Islamisierung“ erst von Frankreich, dann von ganz Europa. In der Folge wird die Emanzipation der Frau komplett rückgängig gemacht. Francois der Protagonist des Buches stört es überhaupt nicht, dass die Frau dem Mann wieder untergeordnet ist. Hat er doch bis anhin vor allem mit seinen Studentinnen rumgemacht, was mit zunehmendem Alter immer schwieriger wurde. Dank der Einführung der Polygamie, und vor allem der Heiratsvermittlungsagentur kann er nun auch dieses Problem lösen.

Aber zwischen dieser Gleichgültigkeit und dem Auskosten diverser Klischees liegt wie so oft bei Houellebecq etwas anderes. Ähnlich wie bei Elementarteilchen wo die Erlösung durch die Entwicklung einer neuen Spezies und die Transzendierung des Egos erfolgt, versucht er bei „Unterwerfung“ eine Erlösung beziehungsweise eine Erleichterung zu finden. Und zwar über die Religion.

Jemand der so genau über das Thema Religion schreibt, der die verschiedenen Glaubensrichtungen auseinander nimmt und gegen einander stellt, muss sich tief damit auseinandergesetzt haben.

Aufgrund der Entwicklungen in den letzten Wochen scheinen die Thesen des Buches nahezu prophetisch. Mit dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo am Erscheinungstag des Buches hat die ganze Geschichte eine unglaubliche Wendung genommen. Aber durch den Gedenkmarsch von 1.5 Mio. Menschen durch Paris, wurde ein Teil des Buches praktisch widerlegt. Diese Menschen haben gezeigt, dass es ihnen nicht Gleichgültig ist, was in unserer Gesellschaft passiert.

Und doch kann man sagen, dass wir momentan in einer verunsicherten Gesellschaft leben. In einer Gesellschaft in der die Individualität immer mehr zunimmt, dafür aber das Verbindende abnimmt. Nur in Extremen wie bei einer Katastrophe kann wieder eine Verbindung respektive Solidarität entstehen.

(Hinter)fragen wir uns doch mal:

Welches unsere Ideale sind? Und was wir als Gesellschaft erreichen möchten? An was glauben wir überhaupt?

Der Kapitalismus (und zuweilen auch die Religion) offeriert uns dafür seit Jahren kurzfristige Antworten. Wie sieht es mit den langfristigen Antworten aus? Das Buch spielt mit dieser Verunsicherung und ist auch deshalb so lesenswert.

Der Roman ist in erster Linie unterhaltend, es macht Spass die Geschichte dieses alternden Universitätsprofessors zu lesen und nebenbei spielt sich ein Umbruch in Frankreich ab. Houellebecqs "Unterwerfung" ist weder Islamophob noch rassistisch. Ich jedenfalls habe immer noch keine Angst, dass nun der Islam an die Macht kommen könnte.

Sonntag, 25. Januar 2015

Der Blick zurück - kann ein Blick nach vorne sein - Woche 4 - 2015


Der Wochenrückblick beschäftigt sich heute mit dem Thema Schule. Erstens weil mich das Thema momentan stark beschäftigt und zweitens weil ich zwei tolle Sachen im Internet entdeckt habe. Schliesslich, habe ich ja zwei Kinder die in die Schule gehen, wo ich beobachten kann was läuft und wie es läuft. Der Aritkel in der NZZ (Therapiewahn Perfekte Eltern als gesellschaftliches Produkt) bekräftig mich in meiner Meinung - "Wenn heute 60 Prozent der Primarschulkinder bereits eine Therapie hinter sich haben, mindestens eines von zehn Kindern schon in psychotherapeutischer Behandlung war und mehr als 10 Prozent an Schul- und Prüfungsangst leiden...." dann stimmt doch mit dem Schulsystem etwas nicht mehr.

Ich hab dafür keine Antworten, bin auch nicht Pädagoge sondern ein Vater der sich mit diesem Thema auseinandersetzen muss. Ob es die Kinder sind - die Aufgrund der äusseren Einflüsse anderes mitbringen, ob es an den Eltern liegt, die die Kinder nicht genügend fördern und auf die Schule vorbereiten. Ist es, im speziellen bei Jungs vielleicht so, dass die Ideal des weiblich im Moment mehr zählen oder ist es unsere Leistungsgesellschaft die bereits auf unsere Kinder übergreift? Wie gesagt ich hab keine Antwort und fühle mich manchmal sogar Ohnmächtig bei diesem Thema. Vor allem sind es nur Tendenzen und das pochen auf die eine Wahrheit lässt uns den Blick auf das Gesamte verlieren, was gerade bei diesem Thema immens wichtig ist.
Kinder, Eltern, Schulen, Gesellschaft bewegen sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Kommt hinzu dass jedes Kind einzigartig ist und somit auch etwas anderes mitbringt. Also auch eine andere Auffassungsgabe, womit ein System nicht mehr auf alle Kinder angewendet werden kann - was das Thema wiederum noch mehr verkompliziert.

Umso spannender finde ich Projekte wie die Villa Monte  - eine Idee die sich für mich im ersten Moment wirklich wie eine Utopie anfühlt, aber offenbar scheint diese Idee wunderbar zu funktionieren.




Ausserdem diese Woche:
Selber mal wieder einen Vortrag gehalten (für Deskall Kommunikation) und es hat wieder richtig Spass gemacht.



Ausserdem gelesen:
Slavoj Zizeks Analyse - Verunsicherte Fundamentalisten 
Der Aufstieg des islamischen Terrorismus hat viel mit dem Verschwinden einer säkularen Linken in den islamischen Ländern zu tun – und mit einer liberalen Demokratie, die sich mit Despoten verbündet.

Rauf und runter gehört:




P.S.: Michel Houellebcq "Unterwerfung" gelesen und für gut befunden - Besprechung folgt.

Sonntag, 18. Januar 2015

Darf Satire.....

Natürlich geht es jetzt los mit dem "Ich bin Charlie aber....darf man religiöse Gefühle anderer verletzten?".
Ich finde ja bereits die Frage komsich, wieso religiöse Gefühle, wieso bewerten wir Religion immer noch so hoch obwohl wir sehen was sie anrichtet und ist es eine Verletzung der Gefühle wenn wir - die offensichtlich pathologische Einstellung oder Beziehung zu einer fiktiven bzw. historischen Figur -  mit Humor auf die Spitze treiben und aufzeigen welchem Irrtum der Glaube verfällt. Darf Satire die Gefühle von Menschen nicht mehr verletzen müssen wir sie schlussendlich verbieten

Der Blick zurück - kann ein Blick nach vorne sein - Woche 3 - 2015

Nach dem Schock kommt die Aufarbeitung - auch diese Woche nach wie vor ein Thema die Anschläge auf Charlie Hebdo, nun aber mit einem etwas anderen Blickwinkel - nämlich auf die Zukunft. Dazu empfehle ich euch den wunderbaren Artikel von Navid Kermani - "Wir wehren uns".

Daraus für mich der Satz der Woche:"Der Mensch ist entweder ein Bruder im Glauben oder ein Bruder in der Menschlichkeit."

Natürlich weiter ein Thema - das Buch von Michel Houellebecq. Wie sieht es aus nach dem Gedenkmarsch am Sonntag, gilt die Voraussage von Houellebecq, dass die Grande Nation oder weitergehend der Westen, keine gemeinsamen Werte mehr vertritt, immer noch oder hat sich gar etwas geändert nach dem 7. Januar 2015? 

Die Welt ist nicht nur im Internet gegenseitig verhangen. 
Die Schweizer Nationalbank hat den Mindestkurs aufgehoben, eine Nachricht so könnte man meinen die v.a. für die Schweiz wichtig ist, aber wiedermal konnten wir beobachten wie ein Entscheid, Einfluss auf verschieden Situationen, Institutionen, Firmen und natürliche Menschen hat. 


Diese Woche gelesen:

Der Kosmos in uns - Die Entwicklung, die den Kosmos, das Leben und unseren Körper hervorgebracht hat, lebt in uns weiter. Eine Reise durch unsere Entstehungsgeschichte, die Heute in uns über sich nachdenkt. - von Mike Kauschke - in Evolve (Artikel leider nicht online)

Diese Woche gehört:






Gesehen:



"I think that this film gives the best diagnosis of the ideological despair of late capitalism. Of a society without history, or to use another political term, biopolitics." Slavoj Zizek

Ausserdem:
Mitten im Januar ein Frühlingstag, also keine Ausreden mehr nicht aufs Bike zu gehen, auch wenn nur für kurz. Hindelbank - Bangerten - Moossee - Hindelbank.


Kulinarisches Highlight: Weihnachtsessen mit guten Freunden von Deskall Kommunikation und wie immer war es lecker und die Stimmung hervorragend. Die Dessert- Symphonie war der Abschluss eines Feuerwerks. Danke.



Sonntag, 11. Januar 2015

Der Blick zurück - kann ein Blick nach vorne sein

Ein Blog bietet auch eine gute Möglichkeit festzuhalten was einem wertvoll ist. Musik, Videos, Texte zu sammeln die einem in einer gewissen Zeit berührt, erfreut haben oder einem zum Nachdenken angeregt haben.

In der zweiten Jahreswoche 2015 ist vieles passiert. Das grösste Ereignis im persönlichen Bereich war sicher mein "neuer" Job bei sozialinfo.ch, am 5. Januar war sozusagen mein erster Arbeitstag. Nun arbeite ich ja schon länger für sozialinfo.ch, aber es ist doch ein anderes Gefühl, sicherlich auch bedingt durch die grössere Verantwortung.

Gesellschaftlich kommt man um den Mittwoch Vormittag und das Attentat auf Charlie Hebdo diese Woche nicht herum. Das Thema Islamismu, welches bereits die letzen Jahre immer unterschwellig präsent war und welches seit ein paar Wochen wieder mehr zu diskutieren gab (Stichworte: PEGIDA, Thiel, Weltwoche), ist nun mit aller Wucht zurück gekehrt. Selbstverständlich hat dieses Ereignis massgeblich v.a. beeinflusst was ich diese Woche gelesen habe. Auch die Diskussion um die KESB hat mich diese Woche beschäftigt, einerseits aus privatem wie auch aus beruflichem Interesse. Spannend bei allen Ereignissen - PEGIDA, KESB, Charlie Hebdo - man kann einerseits was die Diskussionen und Kommentaren im Internet anbetrifft parallelen ziehen, aber auch in einigen Reaktionen, massgeblich von Politikern und vereinzelt von Journalisten.

Dazu habe ich auf diesem Blog auch einen kurzen Text veröffentlicht: Jetzt geht es wieder los...

Diese Woche gelesen: 
Michel Houellebcq - Nichts für intellektuelle Feiglinge in Zeit Online. 
Ja ich bin gespannt auf den neuen Roman von Houellebecq, eben weil ich ihn für einen guten Beobachter und ebenso bissigen Kommentator unserer Gesellschaft halte.
"Houellebecq, später Nachfahr von Molière, brilliert in seinem Spezialfach: Er führt uns Heuchelei und Opportunismus vor Augen, nur diesmal mit mehr Bitterkeit und weniger Klamauk als in seinem vorigem Roman La carte et le territoire (Karte und Gebiet). "

Der Mob ist los - Aargauer Zeitung
«Der Mob will nicht verstehen oder begreifen, er will sich nur empören»

Jetzt erst recht muss die offene Gesellschaft beweisen, dass sie in der Lage ist, unterschiedlichste Anschauungen zu integrieren - und zu ertragen.

Diese Woche gesehen: 
Der Soziologe Christoph Kucklick, Autor des Buches "Granulare Gesellschaft", fordert ein neues Menschenbild, das uns und unsere Position in einer digitalen Gesellschaft besser definiert.

Der Gott des Gemetzels - oder Mikrokosmos und Makrokosmos




Gehört: 

Anouar Brahem - January



Rhodes - Breathe



Lewis & Clarke - A Map of Maze




Ausserdem: 

Entdecke das Grosse im Kleinen 


Tesla gefahren - Hammer. :-)

Danke für die Idee Karin Friedli







Donnerstag, 8. Januar 2015

Jetzt geht es wieder los....

Jetzt geht es wieder los - kaum 24 Std. nach den Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo.

Marie LePen möchte die Todesstrafe wieder einführen, PEGIDA und alle anderen fühlen sich bestätig dass der Islam immer mehr Einfluss nimmt in Europa (Blödsinn) und am Ende waren es eh wieder die Amerikaner. Meine Güte - haben wir nichts besseres zu tun?

Ich weiss nicht was mir mehr zu denken gibt, dieses feige Attentat - womit man leider fast schon gerechnet hat -  oder die kruden komischen Meinungen und die Instrumentalisierung des Ereignisses welche nun wieder betrieben wird.

Es ist einfach einen Sündenbock zu suchen, schiesst aber nicht nur am Ziel vorbei, sondern vergeudet auch Energie - wichtiger wäre es Lösungen zu suchen, den Dialog zu suchen und nicht noch zur weiteren Eskalation beitragen.
Damit meine ich die Eskalation innerhalb unserer Gesellschaft und nicht gegenüber dem Islam. Denn was wir uns alle wünschen ist Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (Schwesterlichkeit).

Update 13.55: Auch in der Schweiz möchten die Politiker punkten - Walter Wobman (SVP) verlangt Asyl-Stopp für Muslime (Quelle)