Donnerstag, 11. September 2014

Medienkompetenz anno 2014

Als ich gestern Abend zum Elternabend meiner Kinder in die Schule gekommen bin, hab ich ein bisschen komisch geschaut, als neben den Lehrpersonen auch ein uniformierter Polizist da stand. Natürlich hab ich mir überlegt, was denn da jetzt los ist, ob irgendwas Ernstes vorgefallen sei. Beim betreten des Schulzimmers habe ich dann nicht schlecht gestaunt, als auf der Leinwand stand „Digitale Medien“. Oh ah.

Die Kantonspolizei Bern stellt sich unter Medienkompetenz vermitteln Folgendes vor: einen uniformierten Polizisten inkl. Waffe vor die Eltern zu stellen, ihn mit einer schlechten und mit Fehlern gespickten Präsentation auszustatten, die zudem zu mehr als 50% aus Warnungen, Paragraphen und zu erwartenden Straffmassnahmen besteht.

Eltern, die überhaupt keine Ahnung von "diesem Internet" haben, gehen nach Hause und schmeissen alles was mit Internet zu tun hat zum Fenster raus. Damit man mich richtig versteht: ich finde Medienkompetenz ist ein sehr wichtiges Thema, gerade deswegen sollte man es anders anpacken,differenzierter.

Natürlich ist es wichtig zu erfahren, welche Gefahren lauern können.Es sollte aber auch darauf eingegangen werden, wie man es positiv und gewinnbringend nutzen kann, und mit welchen Einstellungen man seine Kind schützen kann.

(Wie ich dann später erfahren habe wird dieser Vortrag auch den Kindern gehalten.)

Mittwoch, 10. September 2014

Schwanengesang auf den Tonträger (CD)

Ich gebe es zu, ich bin ein grosser U2 Fan und mache so einiges mit. Deswegen habe ich natürlich auch mit Spannung den Auftritt der Band gestern Abend bei der Apple Keynote erwartet und war dann doch überrascht dass ich nun ein neues U2 Album, nein nicht in den Händen halte, sondern hören kann. 

Als ehemaliger Tonträger-Verkäufer, beobachte ich nach wie vor das geschehen rund um die Musikindustrie mit grossem Interesse und gelegentlichem Kopfschütteln. Gestern hatte ich auch ganz kurz diesen kopfschüttel Moment. Halt mal; die verschenken das ganze Album. Wer bezahlt den all die Produktionskosten (natürlich bezahlt Apple ein Teil). Aber dann habe ich mich wieder an dieses grandiose Buch von Berthold Seliger „Das Geschäft mit der Musik“ erinnert und dort ist ganz klar dargelegt womit, zumindest die grossen, ihr Geld verdienen - Tourneen. 

Nachdem ich kurz recherchiert habe war die Rechnung die sich U2 gemacht haben eigentlich ganz einfach. 
Das letzte Album „No Line on the Horizon“ wurde gerade mal 4 Millionen mal verkauft. Vom verkauften Album kriegt ein Musiker, je nach Vertrag, weit unter 1 Euro. Wenn wir also von 1 Euro ausgehend (U2 hatten mit Paul McGuiness einen sehr gewieften Manager) sind das gerade mal 4 Mio. Euro. 
Während allein der Umsatz der Ticketverkäufe (ohne Merchandising)  ihrer letzten Tour auf 700 Mio. Dollar geschätzt wird.
Man kann also auch sagen die 4 Mio. die sie nun nicht umgesetzt haben, sind Werbebudget. Wobei das Album ja dann noch offizielle mit einer Bonus CD veröffentlich wird, was sicherlich einige (ja auch mich) dazu bringen wird das Teil noch zu kaufen. 


Und doch gibt es etwas was mir Gedanken macht. Der Plattenladen um die Ecke, kommt durch solche Aktionen (und auch durch immer mehr Streaming-Dienste) noch mehr unter Druck, weil er nämlich der eigentliche Verlierer ist. Nicht nur weil er jetzt mit dieses Album nicht verkaufen kann, sondern weil der Wert der Musik oder des Tonträgers noch mehr fällt. 

Ich bin nur froh dass mittlerweile wieder mehr Liebhaber Vinyl kaufen, aber reicht dass?

Wie oben bereits erwähnt das Buch von Berthold Seliger kann ich sehr empfehlen. Er hat auch sehr gut dargelegt was für tiefgreifende Auswirkungen die neuen Geschäftsmodelle auf die Musik und die Kreativität der Musiker haben. 



Ergänzung: Hier noch ein Interview mit dem früheren Manager Paul McGuiness, er bestätig das Apple wohl ziemlich viel hinblättern musst um das Album so veröffentlichen zu können. 
Quelle: Hotpress - http://www.hotpress.com/news/12473622.html